Reportage

Bio-Zitronen aus Italien

Renato und sein Vater Angelo bauen im südlichsten Teil von Italien, im Ort Monasteri in Sizilien, Zitrusfrüchte an. Seit mehr als 25 Jahren bewirtschaftet die Familie die Plantagen biologisch. Über die Plattform CrowdFarming haben wir Zitronen bei ihnen bestellt und Renato gefragt, ob er Zeit und Lust auf ein Interview mit uns hätte. Das hatte er – und wir haben uns gefreut, was wir über ihn, seine Familie und den Anbau erfahren durften.

Renato Gibilisco auf einem Feld mit Bio-Zitronen
Angelo Gibilisco auf einem Feld seiner Zitrus-Plantagen
Renato und Angelo Gibilisco vor einem Mandarinenbaum

Renato, kannst du uns kurz euren Betrieb vorstellen?

Renato: Unsere Plantagen befinden sich in Monasteri ganz im Süden von Italien. Monasteri ist eine besondere Gegend und perfekt für den Anbau von Zitrusfrüchten, da der Ort nicht zu hoch gelegen ist. Tatsächlich sollten die Bäume nicht über 250 Meter über dem Meeresspiegel stehen. Wir liegen auf 150 Metern Höhe. Dort ist es tagsüber heiß und in der Nacht eher kühl. Unser Haus in Monasteri ist eine alte Mühle aus dem Jahr 1880. Bevor sich die Felder in eine Zitrusplantage verwandelt haben, war die Farm ein Weinberg. Die Landumwandlung erfolgte 1955, als der Vorbesitzer den Anbau auf Zitrusfrüchte umgestellt hat. 1980 hat mein Großvater dann die Felder gekauft, um Zitrusfrüchte anzubauen, die gleichen wie heute.

Renato und Angelo Gibilisco auf dem Feld. Renato erntet gerade Mandarinen.

Wie groß ist euer Gelände?

Renato: Heute haben wir eine Fläche von 30 Hektar. Darauf wachsen Mandarinen, Grapefruits, Zitronen, Orangen und Blutorangen. Die Felder bewirtschafte ich zusammen mit meinem Vater und mehreren Saisonarbeitern, die uns bei der Ernte, in der Logistik und im Lager helfen. Im Dezember ist Hochsaison der Zitronen, im Januar der Blutorangen, im Januar und Februar kommen die Mandarinen dazu.

So beschäftigen uns die Früchte das ganze Jahr. Nehmen wir die Zitronen. Die erste Blüte ist von März bis April, das ist die Sorte Primofiore. Ihre Früchte sind eher grünlich. Im Mai bis Juni blüht dann die zweite Sorte, die Biancetto, die ein bisschen weißlich, gelblich ist. Und von Juli bis August haben wir die Blüte der Verdello. Das ist eine sehr gelbe Sorte, von der wir nur wenige Früchte haben und die deshalb recht teuer ist. Die Farbe sagt übrigens nichts über den Reifegrad aus. Manche Sorten sind von Natur aus grünlicher, aber absolut reif und saftig.

Zitronen am Baum

Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?

Renato: Mein Papa und ich stehen sehr früh auf, meistens um fünf Uhr. Dann gehen wir raus aufs Feld und sehen, was die Pflanzen brauchen. Wir entscheiden, ob wir den Boden bewässern, düngen oder von Unkraut befreien müssen. Und wir kontrollieren, ob manche Früchte vielleicht zu klein sind und wir die Bäume nachschneiden müssen. Wir machen alles per Hand, verwenden nur wenige Maschinen. Ein bisschen, wie es schon mein Opa gemacht hat.

Reife Zitronen am Baum
Eine aufgeschnittene Orange
eine aufgeschnittene Blutorange

Renato, Du bist jetzt 27. Wann war dir klar, dass Du Landwirt werden willst?

Renato: Lange war mein Traum, Architektur zu studieren und mein Papa hat gesagt, dann sollst Du das machen. Mein Papa ist kein typischer Italiener (lacht). Er hat mich sehr frei erzogen und mir freigestellt, was ich später einmal machen möchte. Ich hatte tolle Projekte von meinem Onkel gesehen. Der ist Architekt in der Schweiz. Nach der Schule bin ich zu ihm gezogen und von dort aus weiter nach Berlin. 2012 war das, und ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich mich an der Uni einschreiben werde.

Ich habe einen Deutschkurs besucht, vorrübergehend in einer Pizzeria gearbeitet und gutes Geld verdient. Aber ich habe auch ein bisschen meinen Halt verloren. Kurz vor dem Studienbeginn bin ich für fünf Monate nach Hause gefahren, mit dem festen Willen, nach Deutschland zurückzukehren. Zuhause stand ich eines Morgens mit meinem Vater auf dem Feld und habe gesagt, Papa, ich gehe nicht zurück. Ich bleibe hier und helfe Dir.

Renato pflückt Mandarinen

Wie ist es zu der Entscheidung gekommen?

Renato: Im Herzen bin ich ein echtes Landkind. Ich hatte eine tolle Kindheit, ich würde sagen, die tollste, die man haben kann. Schon als kleiner Junge habe ich meinem Papa auf den Feldern geholfen. Abends bin ich schmutzig und mit Erde im Gesicht nach Hause gekommen. Daran habe ich mich zurückerinnert. Ich habe hier alles, was ich brauche. Meine Familie, meinen Hund, gutes Wetter, gutes Essen. Wenn Du eine Orange vom Baum essen kannst, wenn du in diesem Klima leben darfst und rundum Natur hast, dann gibst du das nicht mehr her.

Renato geht über die Felder seiner Zitrus-Plantage in Sizilien
Renato hält eine aufgeschnittene Zitrone in der Hand.
Renato hält eine Mandarine am Baum in die Kamera.
Blick über die Felder der Zitrus-Plantage in Sizilien

Seit wann arbeitet ihr biologisch?

Renato: Mein Opa hatte damit begonnen. Konsequent auf Bio umgestellt haben wir aber in den 90er Jahren. Wir waren die ersten in der Gegend, und anfangs haben die Leute gefragt, warum macht ihr das? Die Pflanzen sterben doch! Die brauchen Stickstoff! Aber sie bekommen ja Stickstoff. Aus der Erde. Biologisch. Wir verwenden natürliche Wachstumsmittel wie Magnesium und Ginko und pflanzen zwischen den Bäumen Hülsenfrüchte wie Saubohnen und Erbsen, Gräser, Mixpflanzen, Weizen und Gerste. Das Bio-Gras ist auch unser Bio-Dünger, den schneiden wir und pflügen ihn mit dem Traktor unter die Erde.

Und sonst so?

Seit einigen Jahren arbeiten wir mit Tropfenbewässerung. Wir wässern die Pflanzen vom Boden aus, weil in der Luft bei Hitze zu viel Wasser verdunstet, bis zu 70 Prozent. Dank der Tropfenbewässerung ist unser Bewässerungssystem effizient geworden. Wir können Wasser und Energie sparen. Schädlinge kontrollieren wir mit natürlichen Fressfeinden wie Marienkäfern und anderen nützlichen Insekten, die das Bodenleben und die -fruchtbarkeit fördern. Außerdem lassen wir bei uns Brennnessel wachsen, die den Boden auf natürliche Weise desinfizieren. Und wir züchten Gurkenkraut, weil die Blüten Bienen und Marienkäfer anziehen.

eine Kiste mit frisch gepflückten Zitronen steht am Boden der Felder in Sizilien

Ihr vertreibt eure Früchte über CrowdFarming. Das ist ein ganz anderes Konzept als der Vertrieb über den Supermarkt. Ich adoptiere einen Baum oder einen Teil des Baumes und bekomme dafür anteilig etwas von der Ernte. Wie seid ihr dazu gekommen?

Wir sind jetzt seit April 2020 dabei und machen 80 Prozent unseres Handels mit dieser Plattform. Inzwischen liefern wir 4000 Pakete in der Woche aus. In die Schweiz, nach Belgien, Luxemburg, Spanien, Portugal, Österreich, nach Deutschland, England, Schweden, Polen oder Rumänien.

Das Konzept von CrowdFarming ist ein Konzept, nach dem ich immer gesucht habe. Es ist viel persönlicher als der Vertrieb über einen Supermarkt. Unsere Kunden schreiben uns und sprechen von Angelos Zitronen, von Renatos Orangen. Manche von ihnen kommen uns besuchen und wollen sehen, wo ihre Bäume wachsen, wie und wo wir arbeiten, manche helfen sogar bei der Ernte mit. Das ist für mich gelebte Landwirtschaft, und wenn ich sehe, wohin unsere Früchte überall gehen, dann macht mir das Mut und bestärkt mich in unserem Weg.

Renato, wir danken dir sehr für dieses Gespräch, für die Bereitstellung der Fotos von euch und euren Plantagen und für diese wundervollen Zitronen, die gut bei uns angekommen sind.

Blick in die Kiste voller Zitronen, die in einem Paket zu uns gekommen sind.

Short facts

Mehr über Renato, Angelo und ihren Betrieb Bio Agrumi Monasteri erfahrt ihr über die Plattform CrowdFarming und die Webseite der Familie www.bioagrumimonasteri.com. Dieser Beitrag ist trotz Namensnennung und Verlinkung unbezahlte Werbung. Wir veröffentlichen ihn aus journalistischem Interesse und weil wir uns mit den Produkten identifizieren können.

Lust auf Rezepte mit Zitronen?

Mit Renatos Zitrusfrüchte haben wir zum ersten Mal Zitronen-Eis selbst gemacht. Und wir haben den Abrieb und den Saft seiner Zitronen in einem super-saftigen und sehr zitronigen Zitronenkuchen verarbeitet.