Bio-Erdbeeren vom Feld
Der Norden ist Deutschlands führendes Anbaugebiet für Erdbeeren. Von den rund 142 000 Tonnen Erdbeeren, die bundesweit pro Jahr geerntet werden, entfallen fast 48 000 Tonnen auf die Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Gros der Früchte wird konventionell angebaut. Doch die Felder, auf denen der biologische Ansatz gepflegt wird, weiten sich aus. Wir haben einen Hof zwischen Hamburg und Lübeck besucht, der die Erdbeere seit 20 Jahren biologisch pflanzt.
Familienbetrieb in zweiter Generation
Die Familie Piper, das sind Jessica, Hanno und die beiden Söhne Leonard und Luis. Als wir sie an diesem Tag besuchen, ist es ein warmer Tag Anfang Juni. Das Thermometer zeigt 25 Grad, die Sonne steht hoch, die Bedingungen für die Ernte sind optimal, die Pflückzeit hat begonnen. Noch legen die Pipers und ihre Helfer selbst Hand an. Erst in zwei bis drei Wochen, wenn an den Sträuchern ausreichend rote Früchte hängen, werden die Felder für die Selbstpflücker geöffnet sein.
Familie Piper betreibt ihren Naturlandhof in zweiter Generation und Familie wird hier groß geschrieben. Fast immer weiß der eine, was der andere tut. Auch die Söhne sind fast täglich dabei, wenn es um die Arbeiten auf Hof und Feldern geht. Drücken ist nicht, drücken wollen sie sich nicht, ganz im Gegenteil, auch sie können sich später ein Leben als Landwirte vorstellen.
Zuckrige Erdbeeren sind empfindlich
Schweine, Rinder, Hühner, Wachteln, Pferde halten die Pipers auf ihrem Hof. Getreide bauen sie an und die Bio-Erdbeere, die im Sommer für etwa vier Wochen ihre Pflückreife erlangt. Highnoon ist dann auf den Feldern, denn hat die Frucht erst einmal ihre pralle, rote Süße erlangt, will sie schnell geerntet sein.
Mit großer Vorsicht gehen die Pflücker dann vor, denn die Erdbeere ist eine sensible Frucht. Leicht zu beschädigen, weich im Fleisch und dünnwändig in der Schale. Insbesondere, wenn ihr Fruchtfleisch einen hohen Zuckeranteil aufweist. Bei der Sorte Korona ist das der Fall. Die Korona ist ein beliebter Klassiker, der Star unter den Erdbeeren gewissermaßen und eine der ersten Sorten, die in Deutschland überhaupt angebaut wurde. Gleichwohl schafft sie es kaum in den Großhandel. Für Transportwege ist sie zu zuckrig und je süßer eine Erdbeere ist, umso leichter geht sie kaputt und verschimmelt. Die Korona verkaufen die Pipers, wie alle ihre Sorten, nur direkt ab Hof, in der Bio-Kiste oder über einen nahe gelegenen Bio-Markt.
Bis zur Erdbeer-Ernte vergehen zwei Jahre
Neben der Korona gedeihen auf den Feldern die Sorten Allegro, Salsa, die Manile, Sonata und die Florenz. Ungespritzt, ungedüngt, so natürlich als möglich. Auch auf Folientunnel verzichten die Pipers größtenteils, die den Beeren künstliche Wärme schenken könnten und ihnen einen früheren wie beständigeren Sommer vortäuschen würden. „Wir verstehen Bio als Gesamtpaket. Wir wollen ohne Gifte arbeiten und zugleich mit wenig Plastik auskommen“, sagt Hanno.
Von der Anzucht bis zur Ernte hat eine Erdbeere die Pipers rund zwei Jahre lang begleitet. Im Frühjahr eines Jahres erweckt Hanno die Frucht zunächst aus einem künstlichen Winterschlaf. Zu diesem Zeitpunkt trägt sie bereits lange Wurzeln und kleine, grüne Blättchen an ihrem Kopf. Die so genannten „Frigos“ bringt Hanno mit einer Pflanz-Maschine auf den Feldern aus, wo die Erdbeere nach rund sechs Wochen erste Früchte trägt.
Im Jahr ihrer Anzucht werden die Erdbeeren allerdings der Natur überlassen. Sie fallen zu Boden und verschimmelt. Erst im darauffolgenden Jahr sind sie erntereif. Und auch das nur für einen begrenzten Zeitraum von drei Jahren. Anschließend pflügen die Pipers den Boden um und pflanzen Weizen darauf, um den Boden vor dem Auslaugen durch eine Monokultur zu schützen. Fünf Jahre streichen jetzt ins Land, bevor das Stück Acker wieder reif für die Erdbeere ist. Kreisläufe mit der Natur nennen sie das hier.
Zurück zur Hafer-Ernte 2021
Endet die Erdbeer-Saison im Juli, richtet sich ein Fokus auf den Hafer. Während wir über den Hof streifen und Jessica von der Zucht ihrer Islandpferde erzählt, passieren wir eine weite Ackerfläche, auf der die Familie seit 30 Jahren ihr Biogetreide anbaut. Die Ernte von Roggen, Gerste und ein Großteil des Weizens verbleibt auf dem Hof und dient als Futter für die Tiere. Ihren Hafer hingegen verkaufen die Pipers an einen Produzenten, der daraus die Haferflocken für seine Bio-Linie presst. Den Anbau und die Ernte wollten wir gern begleiten und so werden wir im kommenden Jahr zurück sein auf einem Hof, der uns zur Erdbeer-Zeit extrem herzlich empfangen hat. Dafür sagen wir an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön!
Fortsetzung folgt
Short facts
Pipers Naturlandhof liegt auf halber Strecke zwischen Lübeck nach Hamburg. Zum Hof zählen Hanno und Jessica Piper mit den Kindern Leonard und Luis. Der Senior im Hintergrund ist Hannos Vater Joachim. Neben dem Verkauf von Bio-Eiern und dem Anbau von Erdbeeren und Getreide widmet sich der Betrieb, der seit gut 30 Jahren das Naturland-Siegel trägt, der Rinder-, Geflügel- und Schweinehaltung. Das Futter für ihre Tiere bauen die Pipers selbst an. Dazu zählen Sommer- und Wintererbsen, Roggen, Gerste, Triticale und Kleegras. Ihren Weizen vermarktet die Familie als Brotweizen. Den Hafer verkaufen sie an einen Hersteller, der daraus Haferflocken produziert.
Mit den Erdbeeren von Pipers Naturlandhof
… haben wir unter anderem diese Erdbeertartelettes belegt. Oder wollt ihr Scones mit Früchten probieren? Wir haben gerade diese Scones für uns entdeckt, die ihr super mit Erdbeeren, aber auch mit vielen anderen Früchten backen könnt.